Montag, 9. September 2013

Amazonas-Schwarzerde aus Kreuzberg!

Wir haben ein neues Projekt auf unserem Dachgarten gestartet: die Herstellung von Terra Preta.

Terra Preta, die schwarze "Wundererde" der Indios aus dem Amazonasgebiet, ist ein hochgradig fruchtbarer Boden, den die Indios durch die konsequente Rückführung aller organischen Abfälle und deren Durchmischung mit bakteriell beimpfter Holzkohle erzielt haben. Ohne diese Erde wäre eine Landwirtschaft auf den nährstoffarmen Regenwaldböden nicht möglich gewesen.
Industrielle Landwirtschaft,  Kunstdüngereinsatz und Massentierhaltung haben in der "Alten Welt" zu einem radikalen Abbau der fruchtbaren Humusschicht geführt, so dass der Einsatz von Terra Preta, der "Schwarzen Revolution aus dem Regenwald" (Scheub/ Pieplow/ Schmidt: Terra Preta, oekom-Verlag, München 2013), zu einer möglichen, wenn nicht sogar notwendigen Möglichkeit der Sanierung ruinierter Ackerböden wird.

Wir möchten zunächst in einem kleinen Experiment Terra Preta auf unserem Dachgarten herstellen und damit unsere Pflanztröge füllen.

Terra Preta beruht auf dem Prinzip der Wiederverwertung aller organischen Abfälle.
Bei unserem Experiment beschränken wir uns auf die Verwendung von Küchen- und Gartenabfällen sowie Kaninchenstalldung.

Die Herstellung vollzieht sich in zwei Schritten:

1. Bokashi-Ansatz und Fermentation (Vergärung mit Hilfe von Milchsäurebakterien)
2. Terra-Preta-Ansatz und Fermentation (oder Kompostierung) und Vererdung

1. Bokashi-Ansatz

In einem ersten Schritt wird ein speziell dafür umgebauter Eimer mit Siebeinsatz ("Bokashi-Eimer") mit kleingeschnittenen rohen Küchenabfällen (Gemüseschalen, Obstreste, Kaffeesatz etc.) und Grünabfällen gefüllt und mit einem Deckel luftdicht verschlossen.




Dieser Bokashi-Ansatz fermentiert unter Luftabschluss und ist Ausgangsmaterial für die spätere Weiterverarbeitung zu Terra Preta.
In Abhängigkeit von der Temperatur vollzieht sich dieser Fermentationsprozess innerhalb von einer Woche bis hin zu mehreren Wochen.
Durch die milchsaure Vergärung entsteht Sickersaft, der verdünnt als Pflanzendünger verwendet werden kann.




Ist die Fermentation in Gang gekommen, bildet sich ein angenehm aromatischer Geruch nach Sauerkraut.

2. Terra-Preta-Ansatz

Sobald der Fermentationsprozess abgeschlossen ist, kann mit der Herstellung des Terra-Preta-Ansatzes begonnen werden.
Kernstück der Terra Preta bildet Holzkohle, die zuvor beimpft bzw. aktiviert wird. Zur Aktivierung geeignet sind Milchsäurebakterien oder Hefepilzkulturen. Einige Autoren schwören auf sogenannte "Effektive Mikroorganismen" (EM), die käuflich erworben werden können. Unserer Meinung nach ist der Einsatz von EM nicht notwendig (schließlich stand den Indios aus dem Amazonasgebiet auch kein EM zur Verfügung).
Zunächst wird die Holzkohle zu möglichst feiner Konsistenz zerstampft. Dieses Holzkohlepulver wird mit der "Aktivatorlösung" übergossen. Als Aktivator verwenden wir einen handelsüblichen Hefewürfel, der in einem Liter Rohrzuckerwasser aufgelöst wurde. Erst wenn die Holzkohle vollständig durchtränkt ist, wird das Holzkohle-Rohrzucker-Gemisch mit den restlichen Zutaten vermischt. Diese sind:

30% Bokashi
30% strohiger Stallmist (z.B. Kaninchenstalldung)
20% Muttererde
  5% Holzasche (am besten von Laubbäumen)
10% Holzkohle, beimpft mit
  1    Hefewürfel, aufgelöst in
  5% Rohrzuckerlösung (z.B. 100 - 200g Rohrzucker in 1 l Wasser)

Alternativ kann anstelle des Hefewürfels und der Rohrzuckerlösung auch Brottrunk oder Naturjoghurt verwendet werden.

Am besten lassen sich die Zutaten in einer Mörtelwanne vermischen. Danach wird der Terra-Preta-Ansatz in 20 l-Baueimer (oder auch kleinere) gefüllt und festgestampft. Diese Eimer werden in eine mit Gartenerde gefüllte Mörtelwanne mit der Öffnung nach unten gestellt (dabei sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass keine Luftblasen eingeschlossen werden). In dieser Position läuft der Fermentationsprozess des Terra-Preta-Ansatzes ab, der je nach Temparaturbedingungen zwischen einem bis vier Monaten dauert.
Einen wichtigen Faktor bei der Vererdung des Terra-Preta-Ansatzes spielen Rot- oder Kompostwürmer. Sie wandern in den Terra-Preta-Ansatz ein und reichern durch Verdauungsprozesse das Gemisch mit Mineralien an. Wenn möglich sollten deshalb in der Erdunterlage der Mörtelwanne Kompostwürmer eingesetzt werden.

Unter unseren klimatischen Bedingungen dauert der Fermentations-Vererdungsprozess des Terra-Preta-Ansatzes im Frühling und Sommer erfahrungsgemäß drei bis vier Monate, im Winter verlängert sich dieser Zeitraum den Temperaturen entsprechend.

Alternativ kann der Terra-Preta-Ansatz auch kompostiert werden.

Fertig ist die Terra Preta, wenn sie vollständig vererdet ist, d.h. keine Stroh- und Bokashianteile zu erkennen sind.

Geschrieben hat Trudi







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